Art Lecture & partizipativer Foyerparcours zu Künstlerinnen & Mitarbeiterinnen der ersten documenta (1955) / Kooperation mit dem Staatstheater Kassel

 

Dienstag, 31. Mai 2022, 19.30 Uhr

 

Ort: Staatstheater Kassel, Foyer des Schauspielhauses, Friedrichsplatz 15, 34117 Kassel

 

Eintritt 15,- / 9,- Euro

 

Sitzplätze 60

 

Tickets: Hier zu buchen auf der Webseite des Staatstheaters Kassel.

 

Das aufsehenerregende Graffiti „Lieber Girls als Beuys“ auf der Plastik von Donald Judd auf der documenta 7 (1982) und der damit verbundene Aufruf, mehr Frauen auf die Künstler:innenlisten der documenta zu setzen, erzählt in seiner aktionistischen Geste viel über das Anrennen von Frauen gegen die Mauern des männlich dominierten Kunstbetriebes.

 

Archive sind (auch für Theatermacher:innen) produktive Räume zu ästhetischen, politischen, sozialen und kulturellen Spekulationen, so formulierte es einmal der Kurator Okwui Enwezor. Und gleichzeitig bieten Archive auch die Chance, Unterlassungen der Wirklichkeit künstlerisch zu befragen:

 

Kollaborativ mit dem Team des documenta archiv, dem Ort des kulturellen Gedächtnisses der weltweit bedeutendsten Ausstellung für zeitgenössische Kunst, beschäftigten wir uns in der ersten Ausgabe der Vorschlagsliste zunächst mit der ersten documenta (1955) und den Reaktionen auf die sieben Künstlerinnen (Emy Roeder, Barbara Hepworth, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Sophie Taeuber-Arp, Maria Helena Vieira da Silva, Séraphine Louis), die es mit ihren Werken auf die Liste der „bedeutendsten Ausstellung der Moderne“ geschafft haben. Gleichzeitig haben es andere Künstlerinnen mit ihrer Arbeit nicht geschafft, auf der ersten documenta sichtbar zu werden. Welche Künstlerinnen fehlten? Wie waren die Reaktionen auf die „Glory Seven“ und welche Rolle spielten eigentlich weitere Frauen im Team der ersten documenta? 

 

Eine Pressemitteilung vom 18.07.1955 im Württembergischen Abendblatt machte uns in diesem Kontext auf die Woche des Theaters mit der Uraufführung von Tennessee Williams Camino real neugierig. Williams virtuoses, rauschhaftes Drama mit seiner karnevaleske Vielstimmigkeit öffnete – vom Publikum der 50er Jahre noch weitgehend unbemerkt – auf revolutionäre Weise das Theater für die Postmoderne. Werke von Kafka, Lorca und Beckett wurden ebenfalls gezeigt. Zur gleichen Zeit fand parallel zur ersten documenta und zur Woche des Theaters auch die erste Bundesgartenschau nach dem Krieg statt. 

 

So eröffnete uns das Kaleidoskop aus Zeitdokumenten, Presseartikeln, Werken, Biografien und Bildmaterial einen künstlerisch theatralen Zugang, den wir nun in einem ersten Desiderat im Foyer des Schauspielhauses für Interessierte erleb- und erfahrbar machen wollen.

 

Es zeigte sich durch unsere Spurensuche im Datenmeer des Archivs, dass es bisher auch keine Forschung zu Künstlerinnen gibt, die zwar auf der Vorschlagsliste standen, aber dann doch leider nicht ihren Weg in die Ausstellung gefunden haben. So werden wir uns nun von Ausgabe zu Ausgabe in den nächsten Jahren auf den Weg machen, diese Leerstellen künstlerisch zu befragen. 

 

Wir starten erstmals mit einer art lecture und einem partizipativen Foyerparcours und wollen auch Ihre Fragestellungen & Themen für weitere Ausgaben der Vorschlagsliste berücksichtigen, dokumentieren und archivieren.

 

Künstlerische Leitung: Lisa Natalie Arnold (Schauspielerin), Dr. Birgitta Coers (Direktorin documenta archiv), Michael Gärtner (Videokünstler, Dokumentar), Annett Kruschke (Schauspielerin), Katja Prussas (Schauspieldramaturgin)