Revisitations: Carolyn Christov-Bakargiev im Gespräch mit Mario García Torres
Carolyn Christov-Bakargiev (2012). documenta archiv / Foto: Ryszard Kasiewicz
Revisitations: Carolyn Christov-Bakargiev im Gespräch mit dem Künstler Mario García Torres.
Moderiert von Daniel Völzke (Monopol | Magazin für Kunst und Leben)
5. Juni 2025 um 19 Uhr
Fridericianum
Friedrichsplatz 18, 34117 Kassel
Eine Veranstaltung des Fridericianum in Zusammenarbeit mit dem documenta archiv
Historische oder imaginäre Begegnungen, Geschichte(n) und ihre Resonanz in der Gegenwart sind zentrale Motive im Werk des mexikanischen Künstlers Mario García Torres. Für seine Video-Arbeit Have You Ever Seen the Snow? (2010), die erstmals während der documenta 13 (2012) im Fridericianum zu sehen war, begab er sich auf jahrelange Archiv-Recherchen und spürte dem Wirken des italienischen Arte Povera-Künstlers Alighiero Boetti (1940–1994) in der afghanischen Hauptstadt Kabul nach. Boetti, – selbst Teilnehmer der documenta 5 und 7 sowie posthum vertreten bei der documenta 13 – hatte dort zwischen 1971 und 1979 das One Hotel betrieben und als „Aussteiger“ fernab der Kunstwelt einige seiner wichtigsten Werkgruppen entwickelt. Im Medium des Dokumentarfilms umkreist García Torres den historischen Ort des Künstlerhotels, reflektiert die Umbrüche des alltäglichen wie politischen Lebens nach dem 11. September 2001 und versetzt die Kategorien von Rekonstruktion, Hypothese und fiktionaler Erzählung ins Fließen.
Als weiteren Brückenschlag zwischen den damaligen documenta Standorten Kabul und Kassel veröffentlichte Mario García Torres seine Reflexion über die Kunst der Gastfreundschaft auch in Form eines essayistischen Notizbuches in der Reihe „100 Notizen 100 Gedanken“. Sein documenta Beitrag Have You Ever Seen the Snow? kehrt nun als Teil der aktuellen Einzelausstellung Mario García Torres: A History of Influence nach Kassel zurück.
Als Auftaktveranstaltung der Reihe „Revisitations“ freuen wir uns, Carolyn Christov-Bakargiev, die künstlerische Leiterin der documenta 13 und Mario García Torres zu einem gemeinsamen Gespräch im Fridericianum begrüßen zu können. Neben einer geteilten Faszination für Boetti und die Arte Povera verbindet sie eine lange Zusammenarbeit, die ihren Anfang in der frühen Konzeptphase der documenta 13 nahm und seither in zahlreichen Projekten und Dialogen fortgesetzt wurde. Im Gespräch werfen sie einen persönlichen Blick auf künstlerische Prozesse, kuratorische Entscheidungen und die Rolle von Kunst in Zeiten der politischen und gesellschaftlichen Veränderung. Ein Abend über gemeinsame Wege, künstlerische Praxis und das Nachdenken über Erinnerung und Zukunft.
Mario García Torres, Foto: Albrecht Fuchs
Carolyn Christov-Bakargiev lebt als freie Kuratorin und Autorin in Turin, New York und Velletri. Bis 2023 war sie Direktorin am Castello di Rivoli – Museo d'Arte Contemporeana und Künstlerische Leiterin der Fondazione Francesco Federico Cerruti in Turin. Neben der documenta 13 (2012) und zahlreichen thematischen Gruppen- und Einzelausstellungen leitete sie in ihrer jahrzehntelangen kuratorischen Laufbahn unter anderem die 14. Istanbul Biennale (2014/2016) und die 16. Biennale in Sydney. 2015 wurde sie für ihre Tätigkeit als Künstlerische Leiterin der documenta 13 mit dem Hessischen Kulturpreis ausgezeichnet. Ihre jüngsten Ausstellungsprojekte widmeten sich dem Werk von William Kentridge (Arsenale, Venedig, 2024) und der Kunst der Arte Povera (Bourse de Commerce, Paris, 2024). Für 2027 befindet sich eine Ausstellung mit dem Arbeitstitel On Angels. Transcendence and Immanence im Rockbund Art Museum (Shanghai) in Vorbereitung.
Mario García Torres’ institutionelle Einzelausstellungen umfassen u. a. jene im Stedelijk Museum in Amsterdam (2007), in der Kunsthalle Zürich (2008), im CCA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco (2009), im Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive (2009), in der Galerie Nationale de Jeu de Paume in Paris (2009), im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid (2010), im Museo d’Arte Contemporanea Donna Regina in Neapel (2013), im Hammer Museum in Los Angeles (2014), im Pérez Art Museum in Miami (2014), im Modern Art Museum of Forth Worth (2015), im Museo Tamayo in Mexico-Stadt (2016), im TBA21 Thyssen-Bornemisza Art Contemporary in Wien (2016), im Walker Art Center in Minneapolis (2018), im Wiels Centre for Contemporary Art in Brüssel (2019), im Museo Jumex in Mexiko-Stadt (2020), im MARCO Museo de Arte Contemporáneo de Monterrey (2021), und im Arte Abierto in Mexiko-Stadt (2024). 2012 war er auf der documenta 13 vertreten.