„Zwischen den Zeilen illustrieren“ – dem Grafiker Hans Hillmann zum Hundertsten. Studioausstellung im documenta archiv.
Schattenporträt – Selbstporträt Hans Hillmann, © documenta archiv / Foto: Hans Hillmann
Anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Hillmann (1925–2014) am 25. Oktober 2025 zeigt das documenta archiv eine Studioausstellung, die das vielschichtige Werk des international bedeutenden Grafikers, Illustrators und Hochschullehrers würdigt. Hillmann prägte über Jahrzehnte hinweg die visuelle Kultur der Bundesrepublik durch seine bedeutenden Filmplakate, seine innovativen Buchillustrationen und seine wegweisende Graphic Novel Fliegenpapier.
In der Ausstellung sind Originalplakate, Zeichnungen, Buchillustrationen und unveröffentlichtes Material aus dem Nachlass zu sehen, der im Jahr 2015 durch seine Witwe Rosa Marlies Hillmann an das documenta archiv übergeben wurde. Besucher*innen können so die Vielseitigkeit des Künstlers entdecken – von seinen frühen Filmplakaten bis zu freien Zeichnungen mit surrealen Motiven.
Bekannt wurde Hillmann in den 1950er Jahren durch seine Plakate für die Neue Filmkunst Walter Kirchner sowie Atlas Film. Er gestaltete mehr als 150 Plakate zu Filmen bekannter Regisseure wie Jean-Luc Godard, Luis Buñuel oder Akira Kurosawa. Seine Arbeiten gelten bis heute als Meilensteine der Plakatkunst.
Als Professor an der Hochschule für Bildende Künste Kassel (1961–1989) prägte er Generationen junger Gestalter*innen und zählte zu den Mitbegründern der „Kasseler Schule“. 1964 arbeitete er an der documenta 3 mit und war selbst mit elf Plakaten in der Abteilung „Industrial Design/Grafik“ der Staatlichen Werkkunstschule Kassel vertreten, in der Beispiele internationalen Gebrauchsdesigns gezeigt wurden – darunter Gestaltungen von Künstlern wie El Lissitzky, A. M. Cassandre oder Jan Tschichold.
Neben seiner Professur und der Tätigkeit als Plakatgestalter war Hillmann in seiner Wahlheimat Frankfurt am Main als Illustrator tätig. Regelmäßig arbeitete er für renommierte Magazine wie das Frankfurter Allgemeine Magazin und Twen. In den 1970er Jahren wandte er sich schließlich zunehmend von der Plakatgestaltung ab.
Mit Fliegenpapier (1982), seiner Adaption einer Kurzgeschichte von Dashiell Hammett, schuf er ein Schlüsselwerk des europäischen Autorencomics. Das Werk gilt als erste deutsche Graphic Novel im heutigen Sinn – als literarisch ambitionierte, künstlerisch gestaltete Bilderzählung. Seine freien Zeichnungen, Kippbilder, Metamorphosen und Mensch-Tier-Geschichten, zeigen den Künstler als aufmerksamen Beobachter des Absurden und Poetischen.
Die Studioausstellung zeigt Filmplakate, Skizzen, Buchillustrationen und bislang unveröffentlichte Materialien aus dem Nachlass Hans Hillmanns. Wiederzuentdecken ist ein Künstler, dessen grafisches Denken noch immer aktuell ist – zwischen Bild und Text, Film und Grafik, Erzählung und Abstraktion.
Ausstellung und Konzept:
Sabrina Funkner
Besuch:
Während der Öffnungszeiten des documenta archiv
Untere Karlsstraße 4, 34117 Kassel
Di – Fr: 9 – 16 Uhr
und auf Anfrage:
Öffentliche Führungen:
08.12.2025 und 26.01.2026
jeweils um 11.00 Uhr.