Dara Birnbaum (1946–2025)
Die Künstlerin Dara Birnbaum im Jahr 2009, Foto: CC BY-SA 4.0
„TV is a real role maker.” (Dara Birnbaum)
Die US-amerikanische Video- und Installationskünstlerin Dara Birnbaum (1946–2025) ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Mit ihrem medien- und gesellschaftskritischen Werk zählte die dreimalige documenta Teilnehmerin ab Mitte der 1970er Jahre zu den wichtigsten Pionierinnen der Videokunst. Ausgebildet als Architektin und Stadtplanerin, hinterfragte sie mit ihren Video-Tapes und zunehmend raumgreifenden Installationen die manipulative Macht des Fernsehens und die medial verbreiteten Geschlechterstereotype.
Zu ihren frühesten und bekanntesten Arbeiten zählt der 6-minütige Videoclip „Technology/Transformation: Wonder Woman“ (1979), den Birnbaum vollständig aus Sendematerial der gleichnamigen TV-Serie konstruierte. Auf „engstem Raum“ verdichten sich hier minimale Handlungsfetzen und die Identitätswechsel der Titelheldin zu einer dauernden Verkettung von Höhepunkten: Die methodische Fragmentierung des in Loops abgespielten Bild- und Tonmaterials legt in nur in wenigen Minuten die klischeehafte Inszenierung weiblicher Rollenbilder offen.
Dreimal in Folge war Dara Birnbaum bei der documenta gesetzt: Sowohl der Künstlerische Leiter der documenta 7, Rudi Fuchs als auch seine direkten Nachfolger, Manfred Schneckenburger und Jan Hoet holten sie zur Teilnahme nach Kassel. Hierbei inszenierte sie ihre videobasierten Rauminstallationen jeweils in direkter Auseinandersetzung mit der architektonischen Situation im Museum Fridericianum.
Zur documenta 7 (1982) zeigte sie die Mehrkanal-Installation „PM Magazine“ als begehbares Video-Environment. Fünf Jahre später stellte sie der Öffentlichkeit im Rahmen der documenta 8 (1987) ihr dreiteiliges Langzeitprojekt „The Damnation of Faust“ vor. Als Beitrag zur documenta 9 (1992) konzipierte sie schließlich die Auftragsarbeit „Transmission Tower: Sentinel“, die Auszüge aus der Antrittsrede des 41. US-Präsidenten George Bush mit dem antimilitaristischen Gedicht „Hum Bom“ von Allen Ginsberg kontrastierte: Mit Referenz auf den französischen Geschwindigkeitstheoretiker Paul Virilio, dessen Schrift „Krieg und Kino“ Birnbaum in ihrem mehrseitigen „Project Proposal“ zitiert (documenta archiv, AA, d09, 141), kritisiert die Arbeit die ideologischen Mechanismen medialer Sendebilder im Spiegel des Zweiten Golfkrieges.
Dara Birnbaum lehrte als Professorin an der School of Visual Arts in New York und hatte Lehraufträge an zahlreichen Hochschulen, wie der Städelschule in Frankfurt/Main (1992–1993), der Princeton University und dem California Institute of the Arts in Valencia / Kalifornien inne.