"The content is you! If you don't walk into the work and engage with it, there isn't any content." (Richard Serra)

 

Der US-amerikanische Künstler Richard Serra ist am 26. März 2024 im Alter von 85 Jahren in New York gestorben. Seine ortspezifischen Monumentalskulpturen aus gewalztem Corten-Stahl machten ihn ab den 1970er Jahren weltbekannt. Beispielen seines internationalen Schaffens in öffentlichen und institutionellen Räumen begegnet man heute unter anderem in Basel, Berlin, Bilbao und nicht zuletzt in Bochum, von wo aus die Galerie m ihn seit 1975 europaweit vertrat. Sein über Jahrzehnte stetig wachsender Aktionsradius reichte von Nordamerika bis Ost-Asien und von Island bis Katar.

 

Die Eindrücklichkeit seiner begehbaren Stahl-Skulpturen lässt jedoch oft vergessen, dass der viermalige documenta Teilnehmer (documenta 5, documenta 6, documenta 7, documenta 8) auch als Grafiker, Zeichner, Prozess- und Videokünstler Kunstgeschichte schrieb. So war er im Rahmen der documenta 6 (1977) nicht allein mit seinem kolossalen Kartenhaus "Terminal" auf dem Friedrichsplatz vertreten, sondern auch mit einer filmischen Arbeit in der Ausstellungssektion "Videothek". Fünf Jahre später entschied sich der künstlerische Leiter Rudi Fuchs für die Präsentation einer großformatigen, monochrom-schwarzen Zeichnung (Untitled, 1981, Ölkreide auf Papier, 650 x 650 cm) und führte damit vor Augen, dass es dem Künstler mit Leichtigkeit gelingt, der Zweidimensionalität des Mediums "Zeichnung" eine physische Präsenz zu verleihen, die dem überwältigenden Charakter seiner schwergewichtigen Skulpturen in nichts nachsteht.

 

In den 1970er und 1980er Jahren führten Serras skulpturale Arbeiten im urbanen Raum wiederholt zu heftigen Kontroversen: "Terminal" – ein 12 Meter hoher Turm aus vier aufrecht aneinander lehnenden Stahlplatten – sorgte bereits während seiner Präsentation in Kassel für Unmut und wurde wenig später zu einem zentralen Wahlkampfthema in Bochum, wo die permanente Aufstellung der Arbeit 1979 erbitterte Proteste in der Stadtöffentlichkeit entfacht hatte: Für Serra ein Vorgeschmack auf die Debatte um seine Installation "Tilted Arc" (1981) auf der Federal Plaza in Manhattan – bis heute einer der bekanntesten Streitfälle um Kunst im öffentlichen Raum.

 

Im Jahr 2001 wurde Richard Serra bei der 49. Biennale von Venedig mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk ausgezeichnet.