Der Kasseler Künstler Kazuo Katase ist am 9. Januar 2024 im Alter von 77 Jahren gestorben. Geboren im japanischen Shizuoka, entwickelte Katase seit den 1970er Jahren ein facettenreiches, intermediales Œuvre, das Fotografie, Videokunst, Malerei und Rauminstallation umfasst. Auf Einladung von Klaus Hoffmann, dem Leiter der Städtischen Galerie im Schloss Wolfsburg kam Katase 1975 nach Deutschland. Die früh ausgeprägte Vielseitigkeit seines Schaffens kommt bereits im Katalog seiner ersten Einzelausstellung zum Ausdruck. Dort liest man: "Seine Arbeit lässt sich grob umschreiben in einem Bereich zwischen Multimedia und Kunst-​im-Kopf. Er ist ebenso Maler, Zeichner, Fotograf, Foto-​Objekt-Produzent, Aktionskünstler wie Filmemacher, Videotape-​Maker und Kopfkünstler." [Klaus Hoffmann in: Kazuo Katase. 1. europäische Einzelausstellung. Gesamtwerk (Dokumentation) und neueste Arbeiten, Wolfsburg 1975]. Eine Darstellung die auch für sein späteres Werk Gültigkeit hat.

 

Die künstlerische Arbeit Katases spiegelt seine eingehende Beschäftigung mit den Kulturen in Ost und West, den Lehren von Christentum und Buddhismus, der europäischen Geistesgeschichte und den Strömungen der europäischen und amerikanischen Konzeptkunst und Minimal Art. Seine Installationen lassen sich oftmals als Sinnbilder und ‚Environments‘ für Gedanken verstehen: Mit Farbnegativfotografien, Farbfiltern, Neonröhren und sparsam installierten Basisformen schafft er Räume, deren Wirkung auf Erhabenheit und sinnliche Präsenz ausgerichtet ist. Seit 2001 schwebt seine Installation "Blue Dancer" in Sichtweite der Walter-​Lübke-Brücke über der Fulda.

 

Für Jan Hoets documenta 9 (1992) realisierte Katase, die Installation "Nachtmuseum", die als "Raum im Raum" in der Neuen Galerie zu sehen war: In einem begehbarem Raumkörper aus Sperrholzwänden, inszenierte er, in grünblaues Licht getaucht, eine großformatige Fotografie. Zu sehen ist der Moment, in dem das durch ein Attentat schwer beschädigte Rubens-​Gemälde "Höllensturz der Verdammten" aus dem Saal der Alten Pinakothek in München getragen wird. An der Außenwand der Holzkonstruktion lehnte ein zweiter, deutlich kleinerer Verschlag aus Karton, dessen Vorderseite mit dem Bild eines schlafenden Obdachlosen überzogen war. Zusammen betrachtet, thematisieren die Bestandteile der Installation die Gefährdung von Kunst und menschlicher Existenz und somit Schutz, Schutzlosigkeit und Ausschluss innerhalb der Gesellschaft.

 

1997 gestaltete Katase das Bühnenbild zu Tankred Dorsts Stück "Die Legende vom armen Heinrich", das im Rahmenprogramm der documenta 10 im Staatstheater Kassel zu sehen war. Bereits 1986 war er an Jan Hoets legendärer Ausstellung "Chambres d'amis" in Gent beteiligt.

 

Kazuo Katase, den die HNA kürzlich als "Philosoph der Leere" (Nachruf vom 25. Januar 2024) würdigte, lebte seit 1976 in Kassel.