Die Kunst der Performance spielte während der documenta 8 im Jahr 1987 eine zentrale Rolle. Die von Elisabeth Jappe kuratierte Sektion documenta live. Performance – Aktion – Ritual setzte neue Impulse. Mit dabei war auch das 1985 gegründete Performance-Kollektiv Black Market International (BMI).

 

In der provisorisch umfunktionierten Parkgarage des Kasseler Renthofs realisierte die damals achtköpfige Gruppe um die Gründungsmitglieder Boris Nieslony, Jürgen Fritz und Norbert Klassen die 24-stündige Improvisation Das Brakteatenstück – eine intensive performative Auseinandersetzung mit Tauschhandel, Wertsetzung, Warenzirkulation und dem Prinzip der Gabe.

 

Zur diesjährigen Museumsnacht kehrt Black Market International – heute eine weltweit aktive Künstler*innen-Assoziation – nach Kassel zurück und feiert zugleich ihr 40-jähriges Bestehen an einem Ort, der die Entwicklung der Gruppe entscheidend mitgeprägt hat.

 

Typisch für ihre Arbeitsweise entsteht die Performance live, ungeplant und unmittelbar – ohne Skript, Partitur oder vorherige Absprachen. Ganz im Sinne des interkulturellen Austauschs und der Leitidee eines „offenen Systems der Begegnung“ (Boris Nieslony) entwickeln die beteiligten Akteur*innen eine ortsbezogene Aktion: im Dialog mit der Architektur, der Atmosphäre des Raums und in direkter Resonanz mit dem Publikum, das aktiv in das Geschehen einbezogen wird. Ausgewählte Materialien aus dem Performance-Archiv Schwarze Lade sowie weitere Requisiten werden hierbei im Prozess aktiviert und dienen als Impulsgeber für das gemeinsame Handeln im Moment.

 

Seit vier Jahrzehnten versteht sich Black Market International als wandelbares Netzwerk von Künstler*innen unterschiedlichster Herkunft und Disziplinen – von bildender Kunst über Theater und Tanz bis hin zur Musik. Die künstlerische Praxis der Gruppe spiegelt sich im Performance-Archiv Schwarze Lade, das 2024 seine neue Heimat im documenta archiv gefunden hat. 1981 im Umfeld der Aktionskunstszene um Boris Nieslony gegründet, diente es zunächst als kollektiv genutztes Arbeitsinstrument und entwickelte sich seither zu einem der bedeutendsten Archive für Happening, Aktionskunst und Performance Art.

 

Die abendfüllende Performance wird von einem Filmprogramm und einer dokumentarischen Materialpräsentation zur Geschichte des Kollektivs in der documenta Halle begleitet.

 

Beteiligte Künstler*innen:
Julie Andrée T – JAT (CAN), Jürgen Fritz (D), Sandra Johnston (GB), Myriam Laplante (CAN/IT), Ryszard Ługowski (PL), Alastair MacLennan (GB), Boris Nieslony (D), Zygmunt Piotrowski (PL), Nigel Rolfe (IRL), Tomáš Ruller (CZE), Elvira Santamaria Torres (MEX), Jacques Van Poppel (NL) und Roi Vaara (FIN). 

 

Die Performance ist offen gestaltet – Besucher*innen können jederzeit kommen und gehen. Getränke sind vor Ort erhältlich.