"I was always fighting the rise of conceptual art. There was Joseph Kosuth's statement, 'Art as idea as idea.' And I said an idea in the head is not a work of art. A work of art is out in the world, is a tangible reality. My work doesn't come from ideas  my work comes from desires." (Carl Andre)

 

Der US-​amerikanische Künstler Carl Andre (1935—2024) ist am 24. Januar in New York City gestorben. Er war Teilnehmer der documenta 4 (1968) und der documenta 7 (1982).

 

Der Tod seiner dritten Ehefrau, der kubanischen Künstlerin Ana Mendieta (1948–​1985) warf einen dunklen Schatten auf seine Karriere. Er stand wegen Mordverdachts vor Gericht, wurde jedoch freigesprochen. 

 

Als Schlüsselfigur der Minimal Art zählte Andre zu den bedeutendsten Bildhauern seiner Generation. Eine Zuordnung als Konzeptkünstler hat der künstlerische „Materialist“ hingegen zeitlebens zurückgewiesen: „My work doesn't come from ideas — my work comes from desires.“ Immer wieder betonte er, dass seine Kunst keinerlei symbolische Bedeutung habe. Hierin zeigt sich eine enge Verwandtschaft mit der nichtrelationalen Arbeit Donald Judds (1928—1994) und eine Nähe zum vielzitierten Credo seines früheren Kommilitonen Frank Stella (geb. 1936), mit dem er zeitweise ein Atelier teilte: „What you see is what you see.“  

 

Wie kein zweiter Künstler des 20 Jahrhunderts holte Carl Andre die Skulptur in geradezu sprichwörtlicher Weise vom Sockel: Seine seriellen Anordnungen von Metallplatten, industriell gefertigten Ziegelsteinen oder Holzblöcken betonen die Horizontale. Optisch verschmelzen sie mitunter mit dem Fußboden und definieren die Skulptur als Ort (place). Die besondere Wirkung ergibt sich hierbei durch die Einbettung in die jeweilige räumliche Umgebung (environment). Beispielhaft ist seine im Rahmen documenta 7 (1982) entstandene Arbeit „Steel Peneplain“, eine 3 x 100 Meter lange Bodeninstallation aus rostigen Stahlplatten, die sich als begehbarer Pfad in die Mittelpromenade des Aueparks einfügte. „My idea of a sculpture is a road“ (Carl Andre).

 

Seine konsequente Verwendung leicht beschaffbarer Arbeitsmaterialien machte Carl Andre zum Prototyp eines global agierenden „Post-​Studio-Artist“. Exemplarisch lassen sich neben seinen documenta Teilnahmen auch ortsspezifische Interventionen bei der Biennale von Tokyo 1970, der Ausstellung Sonsbeek 71 (1971 in Arnheim, NL) oder bei den Skulptur Projekten in Münster nennen (1977 und 1987).

 

Carl Andre wurde 88 Jahre alt.