„Ich bin für eine Kunst, die etwas anderes tut, als im Museum auf ihrem Arsch zu sitzen... die sich in den alltäglichen Mist einmischt und trotzdem die Oberhand behält…“ (Claes Oldenburg)

 

Der viermalige documenta Teilnehmer Claes Oldenburg (1929-​2022) zählte zu den Pionieren der Pop Art, der Performance-​ und der Instal­la­ti­onskunst. Darüber hinaus prägte er mit seinen „Large Scale Projects“, die er seit den 1970er Jahren gemeinsam mit seiner Lebens­ge­fährtin Coosje van Bruggen (1942-​2009) realisierte maßgeblich die Kunst im öffentlichen Raum. Ein Beispiel für diese humorvoll ins Monumentale vergrößerten Alltags­ge­genstände befindet sich seit der documenta 7 (1982) als permanente Installation am Ufer der Fulda:  Seitlich geneigt, als könnte sie jeden Moment kippen, steht – oder steckt – die zwölf Meter hohe „Spitzhacke“ auf einer geraden Achse zum Bergpark Wilhelmshöhe, als hätte sie der gigantische Herkules im hohen Bogen bergab in die Stadt geschleudert. Ortsbezogen und zugleich im wahrsten Sinne des Wortes – als „drop art“ – vom Himmel gefallen, verbindet das übergroße Werkzeug somit Geschichte und Gegenwart Kassels und erinnert zugleich an den Wiederaufbau der Nachkriegszeit.


Ebenso legendär ist sein Beitrag zur documenta 5, das „Maus Museum“: ein begehbarer Museumsbau aus Holz in Form eines geome­trischen Mäusekopfes, in dessen Innenraum ein Sammelsurium verschie­den­artiger Fundobjekte und Kurio­sitäten ausgestellt war: Nachbildungen abgebissener Brote und anderer Lebensmittel aus Gips, ein japanischer Spiel­zeughund, archi­tek­tonische Modelle aus Pappe und Draht, Abfall­objekte mit sonderbaren, mitunter phallischen Formen. Eine absurde, unhier­ar­chische Sammlung, deren Zusam­men­stellung Maßstäbe und Bedeutungen relativiert, "High" und "Low" zur Deckungs­gleichheit bringt und dazu einlädt die Welt aus der Perspektive einer Maus zu betrachten.

 

Claes Oldenburg ist am 18. Juli 2022 im Alter von 93 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine „Spitzhacke“ (1982) an der Fulda, eine „Maurerkelle“ (1971) im nieder­län­dischen Otterlo, drei „Riesige Billardkugeln“ (1977) in Münster, einen haushoch aufge­bäumten „Garten­schlauch“ (1983) im Freiburger Eschholzpark und vieles mehr.