Am 8. November starb die US-amerikanische Künstlerin Lee Bontecou im Alter von 91 Jahren. Im Jahr 1964 zeigte sie drei unbetitelte Reliefbilder in der Ausstellungssektion "Aspekte", die Künstler*innen der jüngeren Generation gewidmet war. Hiermit war sie eine von nur zehn Frauen, die im Rahmen der documenta III repräsentiert waren. Bei insgesamt 325 künstlerischen Positionen entsprach dies einem Anteil von 2,8%.

 

Bontecou wurde in den späten 1950er-Jahren mit objekthaften Reliefbildern aus Alltagsmaterialien wie Stoffbahnen von Förderbändern, industriellen Stahlelementen und Flugzeugteilen bekannt, die sie mithilfe von Metallgeflechten zu organisch-technoiden Raumgebilden verband. Ihre Reliefs drängen von der Fläche in den realen Raum, während klaffende, kraterartige Öffnungen - hinterspannt mit schwarzem Samt - den Blick in die Tiefe leiten.
Auf dem Höhepunkt des Erfolgs zog sie sich seit den 1970er-Jahren aus dem Kunstbetrieb zurück.

 

Ein aussagekräftiges Dokument zum Rollenverständnis der Zeit ist eine Fernsehdokumentation aus der Reihe "Revue der Jungen Meister" (1964): Hier erläutert Ernst Ludwig Cohn Jaffé (Universität Amsterdam) - damals Inhaber des einzigen Lehrstuhls für moderne Malerei in Europa - mit Anerkennung Bontecous Arbeitsweise. Seine Ausführungen sind verständig und präzise. Doch er hält sie für einen Mann.