Der französische Maler Pierre Soulages ist am 26. Oktober im Alter von 102 Jahren gestorben: Der Heiligabend 1919 geborene Meister der Abstraktion war zeitlebens eine Ausnahmeerscheinung der europäischen Malerei. Er war ein lebendes Monument französischer Kultur und der letzte verbliebende Teilnehmer der ersten documenta im Jahr 1955.

 

Seinen künstlerischen Weg verfolgte er von Beginn an mit unnachahmlicher Konsequenz: 1946 begann er abstrakt zu malen - doch im Gegensatz zu anderen Protagonisten der Abstraktion hatte seine Kunst keine figurativen Anfänge. Bereits 1948, erlangte er durch Ottomar Domnicks große Wanderausstellung "Französische abstrakte Malerei" erste Bekanntheit in Deutschland und kurz darauf - in seinem Heimatland noch kaum beachtet - hingen seine Gemälde in New York neben Werken von Franz Kline und Jackson Pollock.

 

Schon bald zeigt sich in seinem Œuvre eine zunehmende Reduktion auf nur eine Farbe - die Farbe Schwarz, deren Wirkung und Präsenz er auf überraschende Weise, durch das Lichtspiel auf den Bildoberflächen erweiterte und "überwandt". Soulages nannte diesen Effekt, der ab 1979 eine Konstante seiner künstlerischen Arbeit bilden sollte, "outrenoir" (jenseits von schwarz).  

 

Auf drei documenta Beteiligungen 1955-1964 folgte im Frühjahr 1989 ein weiterer großer "Auftritt" in Kassel: Veit Loers widmete dem Franzosen im Fridericianum die Retrospektive "Soulages - 40 Jahre Malerei".


Für Pierre Soulages war dieser Rückblick nur eine Wegmarke unter vielen: Er malte noch mit über 100 Jahren.