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Als Auftakt­ver­an­staltung der Reihe „Revisi­tations“ freuen wir uns, Carolyn Christov-​Bakargiev, die künst­lerische Leiterin der dOCUMENTA (13) und Mario García Torres zu einem gemeinsamen Gespräch im Fridericianum begrüßen zu können. 

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documenta archiv erhält Vorlass von Bazon Brock - Hubert Burda finanziert Erschließung

6.2.2020

Ansicht 2 Präsentation in der Denkerei, 2019, Foto: Stefanie
Hierholzer/Ulrich Klaus

Das documenta archiv erhält als Schenkung den bedeutenden Vorlass des renom­mierten Denkers, Kunst­ver­mittlers, Kunst­kritikers, Künstlers und Professors Bazon Brock. Bazon Brock hat u.a. die „Besucher­schulen“ der documenta begründet und damit die Vermittlung zeitge­nös­sischer Kunst als kritische eigen­ständige Praxis mit überge­ordneten kulturellen Zielen etabliert.

 

Der nun übergebene umfangreiche Vorlass ist das Zeugnis jahrzehn­telanger Arbeit Bazon Brocks in der „Denkerei“ in Berlin und dem Studio in Wuppertal. Er umfasst u.a. Siebdrucke, Korre­spondenzen, Dias, Fotos, Lehrma­te­rialien, Bild- und Tonmaterial, Publi­kationen, Presse­aus­schnitte, Kunst­objekte, digitale Daten sowie 2.000 Titel seiner Bibliothek mit Anmerkungen und Verweisen, die Einblick in seine Arbeitsweise ermöglichen.

 

Für das zur documenta und Museum Fridericianum gehörende documenta archiv bedeutet die Übernahme des umfassenden Konvoluts einen wertvollen Zugewinn in seinem Kernbestand und in Hinblick auf das entstehende documenta Institut. Zusammen mit dem Nachlass von Arnold Bode bildet der Vorlass auch das Fundament des weiter auszu­bauenden Kurator*innen Zentrums.

 

Flankiert wird die Schenkung durch eine großzügige Spende von Dr. Hubert Burda. Sein Engagement ermöglicht die Erschließung des Konvoluts, die die Grundlage für eine öffentliche Nutzung und wissen­schaftliche Ausein­an­der­setzung bildet.

 

Hubert Burda – der dieser Tage seinen 80. Geburtstag feiert – und Bazon Brock verbindet eine jahrzehn­telange Freundschaft, die u.a. auf dem gemeinsamen kritischen Denken und einer produktiven Streitkultur fußt. Hubert Burda vor diesem Hintergrund: „Eine meiner größten Leistungen ist es vielleicht, dass ich es über 50 Jahre mit ihm ausgehalten habe.“ Dass sein Archiv und Teile seiner Sammlung an das documenta archiv übergeben und dort entsprechend als „geordneter Vorlass“ aufbereitet werden können, ist für Bazon Brock von großer Wichtigkeit: „Es bedeutet mir viel, einen so passenden Ort für mein Lebenswerk gefunden zu haben, an dem es der Öffent­lichkeit zugänglich sein kann.“

 

Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel und Aufsichts­rats­vor­sitzender der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, freut sich über die Schenkung: „Dies ist ein großer Gewinn für die documenta Stadt Kassel. Dass ein so zentraler Vorlass für Kassel gewonnen werden konnte, zeigt, welch riesiges Potenzial das erst vor gut drei Jahren aus der Obhut der Stadt an die documenta und Museum Fridericianum gGmbH übergebene documenta archiv für die Geschichts­schreibung der documenta und auch der Entwicklung der zeitge­nös­sischen Kunst und Kunst­ver­mittlung hat.“

 

Auch das Land Hessen begrüßt den Zugewinn. Die hessische Staats­mi­nisterin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn: „Die documenta rückt Hessen regelmäßig in den inter­na­tionalen Fokus und begeistert alle, die sich für Kunst inter­essieren. Neben der großen kulturellen Strahlkraft geht es aber auch darum, die Bürgerinnen und Bürger einzu­beziehen und ihnen die documenta erlebbar zu machen. Für die Kultur­ver­mittlung hat Bazon Brock entscheidende Arbeit geleistet. Ich freue mich sehr, dass er dem documenta archiv als Gedächtnis der Weltkunst­aus­stellung sein bedeutendes Lebenswerk überlässt. Es in Hessen zu wissen, wird das Land weiter als ein Zentrum dieser Kunst­ver­mittlung stärken.“

 

Dr. Sabine Schormann, General­di­rektorin der documenta und Museum Fridericianum gGmbH, betont die Bedeutung der Schenkung: „So breit das Wirken Bazon Brocks als Univer­salpoet, Lehrer der Ästhetik, Autor, Redner und Schöpfer der Besucher-​ und Bürgerschulen war und ist, so vielfältig, univer­sa­listisch und kontrastreich ist der Vorlass, den wir jetzt als Schenkung für das documenta archiv erhalten haben. Dass Hubert Burda sich zudem entschlossen hat, uns eine so großzügige Spende für die Arbeit mit dem Vorlass zukommen zu lassen, ermöglicht erst die adäquate Erschließung. Wir sind Bazon Brock und ihm zu großem Dank verpflichtet. Auch die scheidende Direktorin des documenta archivs, Birgit Jooss und ihr Team haben mit jahrelangem Einsatz und profes­sioneller Arbeit dafür gesorgt, dass der Vorlass für Kassel gesichert werden konnte.“

 

Die Übergabe des vollständigen Vorlasses wird nach baulicher Fertig­stellung des derzeit in Gründung befindlichen documenta Instituts erfolgen. Die Erschlie­ßungsarbeit beginnt zuvor.

 

 

Bazon Brock

Prof. Dr. Bazon Brock (1936 als Jürgen Johannes Hermann Brock geboren) studierte Germanistik, Philosophie und Politik­wis­sen­schaften. Er war Schüler Adornos, Lyriker, Dramaturg, Künstler und Professor für Ästhetik und wird als Vertreter der Fluxus-​Bewegung betrachtet. Er ist der Begründer der „Besucherschule“, die zu den documenta Ausstellungen 4, 5, 6 und 7 durchgeführt und auch zur documenta 8 und 9 prägend blieb. Das Konzept trat 1968 für eine neuartige Kunst­ver­mittlung an, die das Publikum visuell alpha­be­tisieren wollte: Ziel sollte es sein, ein in der Breite quali­fi­ziertes, mündiges Kunst­publikum auszubilden. Bekannt wurde das Konzept insbe­sondere auch mit dem „audio­vi­suellen Vorwort“ der documenta 5.

Downloadbares Bildmaterial:
1. Porträt von Prof. Dr. Bazon Brock, © Verena Berg
2. Porträt von Prof. Dr. Hubert Burda © Hubert Burda Media
3. Ansicht Präsentation in der Denkerei, 2019, Foto: Stefanie
Hierholzer/Ulrich Klaus
4. Ansicht 2 Präsentation in der Denkerei, 2019, Foto: Stefanie
Hierholzer/Ulrich Klaus
5. Ansicht Büchertheke in der Denkerei, 2019, Foto: Stefanie
Hierholzer/Ulrich Klaus