Vor Kurzem erreichte uns eine außergewöhnliche Schenkung: eine gerahmte Skizze des documenta Gründers Arnold Bode aus dem Jahr 1965, deren besondere Provenienz wir gerne vorstellen möchten. Das Objekt stammt aus dem Besitz des heute 91-jährigen Joachim Barnack (geb. 1932), dem langjährigen Assistenten des Grafikers Karl Oskar Blase am Fachbereich Grafik und Visuelle Kommunikation an der Kasseler Werkkunstschule und der neugegründeten Kunsthochschule Kassel.

 

Bei der dynamisch ausgeführten Zeichnung handelt es sich um eine offenbar in wenigen Minuten zu Papier gebrachte Landschaftsdarstellung, wie sie Bode vor allem auf Reisen in großer Zahl schuf. So auch in diesem Fall: Die schroffen Berge im Hintergrund und ein als Palme identifizierbarer Baum lassen kaum auf Landschaft und Flora des Kasseler Umlandes schließen. Wie die schriftliche Bezeichnung am rechten Bildrand offenbart, ist die Zeichnung in Spanien - genauer gesagt im andalusischen Granada enstanden, wo das Ehepaar Bode im Mai 1965 einen Urlaub verbrachte und unter anderem die maurische Alhambra besichtigte.

 

Einige kleinformatige Studien des Löwenbrunnens im Innenhof des Palastkomplexes befinden sich als Teil des Bode-Nachlasses im Bestand des documenta archivs. 

     

Erst auf den zweiten Blick fällt eine technische Besonderheit der Schenkung ins Auge. Sie ist kein künstlerisches Original, sondern ein ungewöhnliches technisches Experiment: eine handsignierte, fotografische Schwarzweiß-Reproduktion auf Leinwand.

 

Nach seiner Spanienreise bat Arnold Bode seinen Kollegen und Freund Karl Oskar Blase um einige Reproduktionen seiner Urlaubszeichnungen, die er als private Geschenke vorgesehen hatte. Joachim Barnack führte die fotografische Übertragung und maßstäbliche Vergrößerung aus und erhielt von Bode zum Dank eines der signierten Exemplare überreicht. Bis vor wenigen Jahren hing die Reproduktion in seinem privaten Wohnhaus unweit von Kassel. Bei der Öffnung des Bilderrahmens kam eine weitere Überraschung zum Vorschein: Ein farbiger Linolschnitt aus dem zweiten Studienjahr Joachim Barnacks mit einem Gedicht von Joachim Ringelnatz.

 

Die documenta hat Barnacks Biografie in besonderer Weise geprägt: Das Erleben der ersten Ausgabe im Jahr 1955 war für ihn Anlass, ein künstlerisches Studium aufzunehmen. Seitdem hat er keine documenta Ausstellung verpasst.

 

Wir danken Joachim Barnack für die ausführliche telefonische Auskunft und seinem Sohn Martin Barnack für die Überreichung der Schenkung.