"Im Paradies fällt der Schnee langsam" lautet der poetische Ausstellungstitel der kommenden Retrospektive der deutsch-irakischen Künstlerin und Tierbefreiungsaktivistin Lin May Saeed (1973-2023) im Berliner Georg Kolbe Museum. Nun ist die Künstlerin am 30. August - zwei Wochen vor der Eröffnung ihrer Ausstellung - im Alter von nur 50 Jahren gestorben.

 

In ihrem hochaktuellem Werk setzte sich die Bildhauerin seit langem mit den komplexen Verflechtungen von Mensch und Tier auseinander. Ausgehend vom nicht-menschlichen Tier thematisierte Lin May Saeed Geschichten und Mythen über die Unterwerfung, Befreiung und das harmonische (jedoch utopische?) Zusammenleben von Tieren und Menschen. Stets reflektierte ihre Arbeit zugleich die Umweltveränderung durch menschlichen Einfluss und das globale Artensterben.

 

Das leicht beschaffbare, aber umweltbelastende Material Styropor, das zu ihren bevorzugten künstlerischen Arbeitsmaterialien zählte, gibt ihren Skulpturen von Tieren und Menschen - nicht allein aufgrund seiner materialen Fragilität - einen melancholischen Charakter: Es dient ebenso als Metapher einer verhängnisvollen Verflechtung.

 

Im Rahmen der documenta 13 war Lin May Saeed neben weiteren Künstler*innen an der Installation "The Worldly House: An archive inspired by Donna Haraway‘s writings on multi-species co-evolution" beteiligt, die der dänische Künstler Tue Greenfort in der ehemaligen Schwanenhütte im Auepark realisierte. Die märchenhaft entrückte Hütte wurde für die Dauer der Ausstellung zu einem kontemplativen Archiv der Tier-Mensch-Beziehung und zu einer symbolischen Schnittstelle von Mensch, Tier und Natur.

 

 

Lin May Saeed. Im Paradies fällt der Schnee langsam
Ein Dialog mit Renée Sintenis
14. September 2023 - 25. Februar 2024
im Georg Kolbe Museum, Berlin