"I'm an abstract painter not just for myself, but because I really believe in abstraction." (Brice Marden)

 

Der US-amerikanische Maler Brice Marden ist am 9. August im Alter von 84 Jahren gestorben. Als prägender Vertreter der ungegenständlichen Malerei war Marden ab den 1960er-Jahren vor allem für seine seriellen Arrangements monochromer Bildtafeln bekannt, die er zu Diptychen, Triptychen und Polyptychen zusammenführte. Die permanente Erforschung der Konstellation von Licht, Farbe und Bildoberfläche bildete ein zentrales Moment seines Schaffens.

 

Wie sein wenige Jahre älterer Zeitgenosse Jasper Johns (geb. 1930) experimentierte Marden - dessen frühes Werk oft ungenau der Minimal Art zugerechnet wurde - mit Farbmischungen aus Öl und Bienenwachs, um Lichtreflexionen zu vermindern und die Tiefenwirkung der Farbflächen zu verstärken. Ein Beispiel für diesen modernen Einsatz der Enkaustik ist das Triptychon "Range" (1970, Öl + Wachs auf Leinwand, 155 x 267 cm), das 1972 im Rahmen der documenta 5 (Sektion "Idee") im Obergeschoss des Fridericianums zu sehen war.


Während seine zweite documenta Teilnahme 1977 (in der Sektion "Von der Konstruktion zur Konzeption") sein zeichnerisches Werk repräsentierte, spiegelt Mardens dritter "Auftritt" im Rahmen der documenta 9 (1992) den Wandel, der sich im Laufe der 1980er-Jahre in seinem Werk vollzog: In Auseinandersetzung mit chinesischer und japanischer Kalligraphie werden von nun an schwungvolle Linienverläufe, die sich zu flirrenden, lichthaltigen Kompositionen verdichten, zu einer neuen Konstante seines Schaffens.

 

Das Museum Wiesbaden widmete Marden 2008/2009 eine umfassende Retrospektive seiner Druckgrafik. Vier Jahre zuvor wurde ihm ebendort der Alexej von Jawlensky-Preis verliehen.