Die Bildhauerin Inge Mahn ist am 19. Juni im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie studierte von 1964 bis 1971 an der Kunstakademie Düsseldorf und war als Meisterschülerin von Joseph Beuys im Alter von 29 Jahren auf der documenta 5 vertreten: damals eine der ersten Ausstellungsbeteiligungen ihrer noch jüngen Künstlerinnenlaufbahn.

 

Ihre beiden frühen Arbeiten "Schulklasse" (1971) und "Glockenturm" (1970) wurden als Teil von Harald Szeemanns Sektion "Individuelle Mythologien" im Obergeschoss der Neuen Galerie präsentiert. Sie zeugen beispielhaft von Mahns künstlerischer Arbeitsweise: Holz, Metall und vor allem Gips zählten zu den bevorzugten Materialien ihres plastischen Werks, das auf unterschiedlichste Weise das Verhältnis zwischen Alltagsgegenstand, installativer Plastik und Architektur auslotet. 

 

Die "Schulklasse", eine mehrteilige Gipsskulptur, die aus zehn etwas zu klein geratenen Schulbänken und einem Lehrerpult besteht - Mobiliar für das rigide System, das zwar von linken und anti-autoritären Revolten erschüttert wird, aber weiter an der schwarzen Pädagogik der Nazis und der soldatisch-nationalen Ideologie des Wilhelminischen Zeitalters festhält - entstand ursprünglich als Examensarbeit an der Düsseldorfer Kunstakademie (Siehe: Oliver Koerner von Gustorf: Zum Tod von Inge Mahn, Monopol, 20.06.2023).

 

Trotz ihrer jahrzentelangen Tätigkeit sind ihre Skulpturen und architektonischen Interventionen in der Öffentlichkeit noch immer viel zu wenig bekannt.

 

Bis zu ihrer Pensionierung 2009 war Inge Mahn Professorin an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin.