Der erste Kontakt mit den Mondoshawans findet 1914 in der antiken Stadt Hegra in Saudi-Arabien statt. Ein Archäologe ist dabei, die geheime Botschaft zu entschlüsseln, die in den Mauern des altertümlichen Tempels eingraviert sind. 349 Jahre später, im Jahr 2263, droht ein großes Unheil die Erde zu zerstören, und es gibt nur eine Rettung für uns alle: Das 5. Element, wie sich zeigt in dem 1997 uraufgeführten Film.

 

Auffallend ähnlich wählte das Wilhelm Lehmbruck Museum in Duisburg für seine Ausstellungspublikation "Frischluft - Videokunst der 1980er Jahre" 1993 ein Schriftbild aus, das dieser geheimen Botschaft auf den alten Mauern sehr ähnlich ist. Die Publikation sticht mit ihrem leuchtend gelben Rücken zwischen den anderen Büchern in der Abteilung zum Thema Neue Medienkunst hier in der Kunstbibliothek des documenta archivs auffällig heraus. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man eine Videokassette aus Kunststoff, die ein Heft und einen spiegelnden Kartonblock enthält, der das Gesicht der Leser*in reflektiert. Sowohl der Umschlag der Schachtel als auch das Heft sind in Form eines Videobandes gestaltet, und lehnen sich somit eng an dessen Inhalt an.

 

Das jährliche Ausstellungsprogramm des Wilhelm Lehmbruck Museums orientierte sich 1993 an der zeitgenössischen Skulptur, insbesondere an einem erweiterten Verständnis der Skulptur einschließlich Aktionen und Performances, Installationen und neuen Medien, die sich speziell an ein junges erwachsenes Publikum richteten. Antworten auf die Frage nach der besten Herangehensweise wurden über Besucher*innenbefragungen u.a. auch auf der vorangegangenen documenta in Kassel gefunden. Diese gaben den Ausschlag für die Auswahl der Künstler*innen, die für die Teilnahme ausgewählt wurden: Marina Abramović (geb. 1946), Christian Boltanski (geb. 1944), FLATZ (geb. 1952) , Cathérine Ikam (geb. 1942), Bruce Nauman (geb. 1941) und Bill Viola (geb. 1951), deren Werke mit den Interessen junger Menschen übereinstimmen, die aktuelle soziale und existentielle Fragen, den Sinn des Lebens, Gewalt, Liebe und Tod berühren. Die Kunsthistorikerin Bettina Ruhrberg (geb. 1958) umriss in ihrem Essay die Grenzbereiche des Skulpturbegriffs, angefangen bei Environments und Installationen über die Dokumentation von Performances bis hin zur eigentlichen Videokunst. Der Titel der Ausstellung wurde einer Skulptur von FLATZ, Frischluft - Physische Skulptur Nr. 2, entliehen. Zehn Ventilatoren in einer Reihe, mit Rotorblättern in Form eines Hakenkreuzes, die das Publikum frontal mit kalter Luft anbliesen, verwiesen metaphorisch auf eine neue Formation des Rechtsextremismus‘.

 

So sehr der Zeitgeist der 1990er Jahre sowohl im Schriftbild als auch im Film eingefangen ist, so sehr ruft Frischluft zu einer Selbstreflexion auf, einerseits durch die Arbeiten der ausstellenden Künstler*innen, aber andererseits auch durch die Spiegelung des Selbst im Katalog.

 

Anja Ziegler