Während sie ihr deutschsprachiges Comic-Debüt in "Fix und Foxi Nr. 20" innerhalb der Geschichte "Prinz Edelhart und die Schlümpfe" 1969 gaben, feierten die Schlümpfe ihr Hochkunst-Debut während der neunten Ausgabe der documenta im Jahr 1992. Der deutsche Installationskünstler und Kunsthistoriker Wolfgang Strack (geb. 1956) inszenierte die kleinen blauen Geschöpfe mit der weißen Zipfelmütze als Spiegel der Kunst.

 

Er stellte die 1958 vom belgischen Zeichner Peyo (Pierre Culliford, 1928-1992) erfundenen Charaktere als Miniaturplastiken aus Kunststoff in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule aus, dem heutigen Dock 4 und momentanen Standort des documenta archivs, in nächster Nachbarschaft zum Museum Fridericianum. In zwei Räumen auf eigens gefertigten Säulen und unter Plexiglas-Sockeln erhob er die blauen Fabelwesen in ihren Vitrinen zu Werken der zeitgenössischen Kunst.

 

Ein Leporello, das im Aktenarchiv des documenta archivs zu finden ist, gibt einen visuellen Eindruck, auf welche Weise sich dieser Vorgang der "Weihe" vollzog. Der eine Schlumpf steht Kopf und verweist auf die Werke von Georg Baselitz, ein anderer Schlumpf in königlicher Robe mit einem Zepter in Form eines Fliegenpilzes montiert an einem Walnussschalen-Helikopter verweist auf Ayşe Erkmens (geb. 1949) Beitrag "Sculptures on air" für die 1997er Ausgabe der Skulptur Projekte Münster. Für dieses künstlerische Projekt befand sich ein Hubschrauber mit angehängten Sakralskulpturen im Schwebeflug über dem Münsteraner Dom.

 

Und so hilft jeder Strack-Schlumpf dabei, die Dinge weiter auf ihre Ernsthaftigkeit hin adäquat zu erkunden. Denn für vieles braucht es oft einfach nur die passende Form „Kunst-Lachverständnisses“.

 

Das Leporello und weitere Verständnisstützen können im documenta archiv gerne eingesehen werden. Kommen Sie uns in unserem Lesesaal besuchen und tauchen Sie ein in unser Netz aus kleinen Kuriositäten und weiteren Wunderlichkeiten.

 

Michael Gärtner