Im Februar 2017 erhielt das documenta archiv eine besondere Schenkung: 38 Plakate des Grafikers und Designers Karl Oskar Blase (1925-2016). Sie wurden dem Archiv von einem langjährigen Mitarbeiter von Blase an der Kunsthochschule Kassel übergeben.

 

Karl Oskar Blase wurde in Köln geboren und studierte Grafik und Malerei in Wuppertal u.a. bei Jupp Ernst (1905-1987). Mit einem Mitstudenten, Felix Müller, gründete er 1950 ein Atelier unter dem Namen müller-blase. Prägend für seine ersten Jahre als Plakatgestalter war die Tätigkeit als Atelier- und Ausstellungsleiter der Amerika-Häuser der US Information Agency von 1952 bis 1958. Für die 1957 gegründete Design-Fachzeitschrift form verantwortete müller-blase bis 1968 das Layout. Seit 1952 war Blase Mitglied im Deutschen Werkbund.

 

Nach Kassel kam er 1958 als Dozent an die Werkkunstschule, wo er 1966 Professor für Kunst und Visuelle Kommunikation wurde (1970 wurden die Werkkunstschule und die Staatliche Hochschule für bildende Künste zur Kunsthochschule Kassel vereinigt). Auf der dritten documenta 1964 war er u.a. mit Film- und Ausstellungsplakaten vertreten und gestaltete nachfolgend für die documenta Ausstellungen 4 (1968), 5 (1972), 6 (1977) und 8 (1987) Plakate, Logos, Signets und Katalogcover. Während der documenta 5 und 6 führte er eine Video-Interview-Dokumentation mit documenta Teilnehmer*innen durch. Außerdem war Blase ab 1966 für mehr als 10 Jahre für das grafische Erscheinungsbild des Kasseler Staatstheaters verantwortlich, entwarf diverse Briefmarken und schuf die Skulptur für den Kasseler Bürgerpreis „Glas der Vernunft“.

 

Die Schenkung umfasst Plakate unterschiedlichen Formats: solche des Ateliers müller-blase v.a. zu Amerika-Haus-Ausstellungen, Plakate von Karl Oskar Blase zu Ausstellungen über ihn und mit ihm von 1963 bis 1995, von ihm entworfene Plakate zu Kunstausstellungen und Veranstaltungen in Kassel und sechs seiner Plakate für die documenta 8 und ihre Nebenveranstaltungen mit jeweils unterschiedlicher Gestaltung. Auf diese Weise kann das Schaffen des Künstlers als Plakatgestalter von seinen Anfängen bis zu seiner letzten Phase nachverfolgt werden, wobei zwei künstlerische Charakterzüge Blases deutlich werden, wie Heiner Georgsdorf 1995 in einem Aufsatz festgehalten hat: „Blase hat eine hohe Affinität zur Schrift, er ist ein begnadeter Typograph, und er ist, auch wenn er sich oft spielerisch und spontan gibt, ein strenger Konstruktivist“.

 

Martin Groh